MusikWoche

Recorded & Publishing

Eins, zwei und ... drei: [Zunächst](https://www.musikwoche.de/article/pias-und-universal-music-schliessen-strategische-allianz-28d42928a31462b5f0555dae69c5042b) hatten beide Seiten Mitte 2021 eine strategische Allianz geschlossen, die PIAS-Gründer Kenny Gates damals eine "etwas unkonventionelle" Vereinbarung nannte. [Knapp](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/universal-music-bindet-pias-enger-an-sich-0439a2ea07f46737f92042d8b8990ae0) 18 Monate später übernahm der Major dann zunächst einen Minderheitsanteil an PIAS. Im dritten Schritt folgt nun die vollständige Übernahme, die Kenny Gates und Michel Lambot am 15. Oktober 2024 bestätigten, ohne indes Details zum Kaufpreis zu nennen.

Die Labels der PIAS-Gruppe sollen im Rahmen der nun getroffenen Vereinbarung autonom und eigenständig weiterarbeiten können, heißt es. Zum Unternehmen gehören Marken wie Play It Again Sam, harmonia mundi, Demain oder Spinefarm. Die unter dem Namen Integral laufenden PIAS-Geschäfte im Bereich der Vertriebs- und Label-Services sollen derweil mit den Universal-Music-Aktivitäten der Virgin Music Group kurzgeschlossen werden. Die genaue Ausgestaltung dieser "vereinten Kräfte" bleibt aber zunächst offen.

Kenny Gates, so viel verrät die Mitteilung zur Übernahme noch, soll in der neuen Konstellation einen langfristig gültigen Vertrag als CEO von PIAS unterzeichnet haben und zudem einen Platz im Board und im Beratergremium der Virgin Music Group erhalten.

**"Ich verkaufe meine Anteile, nicht meine Seele", postuliert Kenny Gates zur Bekanntgabe des Deals.**

Seit der 2021 geschlossenen strategischen Allianz habe man die UMG als engagierten Partner kennengelernt, die den PIAS-Angeboten "einen echten Mehrwert" verliehen hätten: "Die Entscheidung von mir und Michel, unsere verbleibenden Anteile an dem Unternehmen aufzugeben, ist eine pragmatische Entscheidung, die es uns ermöglichen wird, der unabhängigen Musikgemeinschaft eine wirklich globale Vertriebs- und Serviceplattform anzubieten.", ergänzt Gates. Das bestehende Führungsteam solle das Tagesgeschäft weiter steuern,. so dass sich für bestehende Kunden und Partner von PIAS nicht ändere - "weder kulturell noch kommerziell": "Wir stehen weiterhin für dieselben Werte, nach denen wir seit unserer Gründung vor über 40 Jahren leben."

PIAS-Mitbegründer Michel Lambot verweist derweil auf Lerneffekte aus der Zeit seit Abschluss der 2021er-Vereinbarung mit UMG, zum Beispiel in Hinblick auf die Abstimmung der individuellen Unternehmenskulturen: "Wenn ich ehrlich bin, hatte ich einige Bedenken, ob das überhaupt möglich wäre, aber ich bin froh, sagen zu können, dass ich mich geirrt habe - unsere beiden Unternehmen haben viel gemeinsam, darunter Teams, die eine echte Leidenschaft für Musik teilen, und unsere bisherige Beziehung war fruchtbar, gesellig und alles, was wir uns erhofft hatten." Diese neue Phase verspreche laut Lambot nun "eine aufregende neue Ära für PIAS" sowie für die Mitarbeitenden des Unternehmens, die Partner:innen und die Künstler:innen, die man vertrete.

PIAS war bislang neben der Beggars Group eines der großen, europäischen und international agierenden unabhängigen Unternehmen im globalen Musikmarkt. Die Übernahme durch Universal Music führt nun unterm Strich zu einer Art Neuvermessung der unabhängigen Musiklandschaft - und das in einem für die Indies nicht ganz einfachen Umfeld. Denn der laufende Zwist zwischen den TikTok-Betreibern und der Merlin-Lizenzplattform darf wohl durchaus als eine Herausforderung für die ganze Szene gelten.

"Ich kenne Kenny und Michel bereits seit Jahrzehnten", berichtet derweil Lucian Grainge als Chairman & CEO der UMG aus den 80er-Jahren, als man damit begann Bands aus aufstrebenden Szenen in Europa unter Vertrag zu nehmen: "Seitdem haben Kenny und Michel PIAS zu einem Unternehmen gemacht, das für Authentizität und das Beste in der Independent-Musik steht." Diese Eigenschaften seien nicht nur ihm persönlich wichtig, betont Grainge, vielmehr würden sie PIAS "zu einer perfekten Ergänzung für die unternehmerische und kreative Kultur" der UMG. machen.

Und auch Boyd Muir steuert ein Statement zum Abschluss bei: "Wir sind begeistert von allem, was wir in den letzten drei Jahren gemeinsam erreicht haben", lässt der Executive Vice President, Chief Financial Officer und President of Operations der UMG wissen. Nun freue man sich auf die Zusammenarbeit mit Kenny Gates, Michel Lambot, ihrem gesamten Team, und der Künstler- und Labelfamilie, "um das Erbe von PIAS weiter auszubauen: "Ihre Erfahrung und ihr Wissen haben wesentlich dazu beigetragen, diesen dynamischen Bereich unseres Geschäfts auszubauen." Der Abschluss der Übernahme der PIAS Label Group und Integral stärke nun "unsere erstklassigen Label-Services" und verbessere "unsere Fähigkeit, die unabhängige Künstler- und Label-Community weltweit zu unterstützen."

PIAS geht ganz an Universal Music