Dossier Kulturpolitik: Zwischenzeugnis mit Luft nach oben
Zum Dienstantritt von Claudia Roth fragte MusikWoche vor einem Jahr Vertreter:innen der Musikwirtschaft nach Punkten für die To-Do-Liste der Kulturstaatsministerin. Nun steht das Zwischenzeugnis an. MusikWoche wollte wissen, welche Ziele die BKM aus Sicht der Branche bereits erreichen konnte, und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.
Birte Wiemann, Vorstandsvorsitzende Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT): Die aktuellen Unwägbarkeiten im Alltagsgeschäft der Musikwirtschaft - Coronakrise, auslaufende Hilfsprogramme, Rohstoffknappheit, Inflation und Ukrainekrieg - sind auch direkte Herausforderungen für Claudia Roth im Hinblick auf die kulturpolitische Weiterentwicklung, die uns alle weiterhin nachhaltig beschäftigen werden. Vor einem Jahr haben wir uns von Claudia Roth ein offenes Ohr für die Kulturschaffenden und ihre kreativen und wirtschaftlichen Partner:innen gewünscht. Die Ernennung von Michael Kellner und Andreas Görgen zu Beauftragtem und Stellvertreter für die Kreativwirtschaft ist ein lange von der Branch geforderter Schritt in die richtige Richtung, lässt aber noch Raum für intensivierten Dialog auf Augenhöhe, so dass wir auf baldigen Anschluss an das erste Auftaktgespräch Ende 2022 setzen - und gern auch Claudia Roth involvieren würden. Mit der Ankündigung des KulturPasses nach französischem Vorbild stellte Roth indes ein wichtiges und richtiges Projekt vor, für das der VUT auch im Kontext des Forum Musikwirtschaft viele Monate lang geworben hat. Bei der konkreten Umsetzung dieses Tools wird sich erweisen, ob sie unserer Einladung vor einem Jahr folgen wird und sich als Teil des Netzwerkes versteht, die verschiedenen Erwartungen auf allen Seiten der Kreativwirtschaft aufnehmen, moderieren und in ein funktionierendes Vorhaben gießen kann.