Viva Zwei zeigt Mut zur Nische
Nach dem Wechsel von Elmar Giglinger zu MTV rückte sein bisheriger Stellvertreter, Stefan Kauertz, zum Programm-Manager von Viva Zwei auf. Gegenüber MUSIKWoche erläutert der 30jährige erstmals, wie der junge Sender auch bei der Präsentation eine Alternative darstellen soll.
"Seit September vergangenen Jahres arbeiten wir daran, daß die Zuschauer die musikalische Alternative Viva Zwei wahrnehmen", erklärt Stefan Kauertz. Dazu bedient sich der Sender einer "eigenständigen Musikfarbe", die laut Kauertz die anderen Sender nicht bieten. "Unser Programm betreibt eine Entghettoisierung von bestimmten Stilen, die wir aus der Isolation ihrer jeweiligen Szene holen. Unseren Zuschauern präsentieren wir Genres, die auf Viva, MTV, VH-1 und Onyx überhaupt nicht laufen", erläutert Stefan Kauertz. Dabei bezieht er sich auf die Standbeine Rock, Elektronik und HipHop: "Wir spielen Nischenmusik. Das war vielleicht sehr mutig, aber es hat ja auch funktioniert." Zur Zeit empfangen rund 23 Millionen Haushalte den Sender. Trotz der geringen Reichweite sei es Viva Zwei zu verdanken, daß viele Bands ihren Weg in die Charts fanden: "Bei unseren kleinen Rotationen können wir auch Gruppen spielen, die noch nicht kommerziell relevant sind. Wir haben etwa in diesm Jahr den deutschen HipHop stark nach vorn gebracht. Und auch beim internationalen HipHop setzen wir Akzente. Viva Zwei steht eher für Mos Def als für Jay-Z." So wie Kauertz den Rap-Underground bevorzugt, begeht er beim Erscheinungsbild des Kanals ungewohnte Wege: "Ich möchte neben der musikalischen Alternative Neues bei der Präsentation bieten. Wir wollen weg vom klassischen VJ." Auf diese Weise sollen die Show-Formate neue Musik mitziehen. Und das gelingt laut Kauertz: "Unser Einfluß war in diesem Jahr beträchtlich, etwa beim Erfolg der Bloodhound Gang. Bei deutschen Bands ist das ähnlich. Project Pitchfork und Mouse On Mars haben wir erstmals in die Charts gebracht." Am Resultat der Externen Musik AG zeige sich, wie weit die Positionierung des Senders fortgeschritten ist. Bei dieser Arbeitsgemeinschaft treffen sich hochrangige Vertreter der Plattenindustrie in unregelmäßigen Abständen mit dem Viva-Team, um aus dem Gesamtangebot aller Neuerscheinungen Videos für die Playlist zusammenzustellen. "80 Prozent der gewählten Titel waren deckungsgleich mit den von uns ausgesuchten - die Marke Viva Zwei hat einen griffigen Eindruck hinterlassen." Die erste CD des Kanals, "Four Elements" (Four Music/ Columbia), und das "Beats 4 Life"-Konzert am 1. Dezember sollen die Marktposition von Viva Zwei weiter stärken. Dazu zählen auch Kooperationen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ZDF, SWR 3 und WDR: "Die Zusammenarbeit mit Peter Rüchel vom Rockpalast ist immer hervorragend. Beim Bizarre-Festival, das der Rockpalast überträgt, spielen fast nur Bands und Künstler aus unserer Playlist." So auch am 18. Dezember, wenn Rockpalast und Viva Zwei das "Christmas Special" aus Düsseldorf präsentieren.