MusikWoche

Recorded & Publishing

Die Indie-Lizenzplattform Merlin lehnt die von der britischen Regierung vorgeschlagenen Änderungen der Urheberrechtsgesetze in Bezug auf KI "entschieden" ab, heißt es in einer Stellungnahme. 

"Diese Änderungen, die es KI-Entwicklern ermöglichen würden, urheberrechtlich geschützte Werke – einschließlich Musik – ohne Erlaubnis oder Entschädigung zu verwenden, wären für unabhängige Musikschaffende und die breitere Kreativbranche verheerend. Anstatt KI-Unternehmen dazu zu verpflichten, eine Einwilligung einzuholen, kehrt der Vorschlag der Regierung den derzeitigen Schutz für Rechteinhaber um", kritisiert Merlin. Der Vorschlag berücksichtige zudem die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht und untergrabe völlig die Grundlagen der Kreativwirtschaft, nac denen der Kreative geschützt und für ihre Arbeit fair entlohnt werden sollten

"Nach dem neuen System hätten KI-Entwickler jedoch freien Zugang zu kreativen Werken, was die Rechteinhaber dazu zwingt, sich aktiv abzumelden, um ihre Inhalte zu schützen", warnt die Lizenzplattform. "Dieser Vorschlag würde Schutzmaßnahmen aushebeln, die derzeit urheberrechtlich geschützte Werke vor einer kommerziellen Nutzung ohne Zustimmung schützen." Auch würde eine solche Lösung die Verantwortung von den KI-Unternehmen auf unabhängige Artists und Labels verlagern, wodurch diese anfällig für Ausbeutung würden. 

"Unabhängige Musik ist kein Rohmaterial, das Technologieunternehmen ohne Zustimmung verwerten könnten", sagt Jeremy Sirota, CEO Merlin. "KI sollte additiv sein und kein Werkzeug zur Abwertung menschlicher Kunstfertigkeit. Diese Änderungen müssen sofort überdacht werden, bevor irreparabler Schaden entsteht."

Bei Merlin geht man davon aus, dass der Verlust seiner Mitglieder durch KI-generierte Musik 200 Millionen Dollar pro Jahr übersteigen könnte. Die Plattform weist auch auf die Risiken des unregulierten KI-Klonens von Stimmen und digitaler Nachbildungen hin und fordert einen stärkeren Schutz für die Persönlichkeiten und Konterfeis von Acts.

"Wir stehen vor einer Phase der Abrechnung für die Kreativbranche", betont Merlin-COO Charlie Lexton. "Wenn KI-generierte Inhalte unter ungleichen Wettbewerbsbedingungen konkurrieren dürfen – ohne Regulierung, Transparenz oder ordnungsgemäße Lizenzierung – werden unabhängige Artists  am meisten leiden. Das Vereinigte Königreich war schon immer weltweit führend in Musik und Kultur und muss beim Schutz der Rechte derjenigen, die Musik machen, eine Vorreiterrolle spielen."

Anstatt bestehende Schutzmaßnahmen aufzuheben, fordert Merlin die britische Regierung dringend auf, von KI-Unternehmen zu verlangen, vor der Verwendung urheberrechtlich geschützter Werke eine ausdrückliche Genehmigung einzuholen und die Quellen ihrer Trainingsdaten offenzulegen, damit Rechteinhaber ihre Rechte vollständig schützen können.

"Wir unterstützen Werte und Innovation, aber sie müssen ethisch und fair sein", meint Neil Miller, General Counsel Merlin. "Merlin und seine Mitglieder sind bereit und willens, ihre Musik an verantwortungsvolle KI-Unternehmen zu lizenzieren, die das Urheberrecht respektieren und Künstler angemessen entlohnen. Die Lizenzierung ist kein Hindernis – sie ist der Weg nach vorn, um sicherzustellen, dass die KI-Entwicklung allen zugute kommt, auch den Kreativen, die die Kreativität vorantreiben. Merlin kann auf eine stolze Geschichte der Lizenzierung neuer Technologien zurückblicken, und bei der KI sollte es nicht anders sein."


Merlin lehnt britische Urheberrechts- und KI-Reformen ab