MusikWoche

Recorded & Publishing

Von 2013 bis 2024 wertete die [GEMA](/company/gema) in Zusammenarbeit mit zwei externen Dienstleistern die Programme von 139 öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosendern in Deutschland nach den von der Verwertungsgesellschaft festgelegten Kulturfaktoren aus.

In puncto Programmvielfalt schneiden die öffentlich-rechtlichen Sender deutlich besser ab als die privaten. Der ÖRR spielte im vergangenen Jahr 10.024 verschiedene Titel, gut 2.000 mehr als zu Beginn der Auswertung. Die privaten Sender liegen relativ konstant bei rund 2.300 verschiedenen Titeln. Am vielfältigsten waren Bayern 2, radioeins und Deutschlandfunk Kultur.

GEMA-CEO [Tobias Holzmüller](/person/dr-tobias-holzmueller) teilte zur Veröffentlichung der Studie auf LinkedIn mit: "Mein Appell an alle Programmverantwortlichen bei den deutschen Radiosendern: Wir haben so eine tolle und vielfältige Radiolandschaft. Denkt an die Musikschaffenden abseits des Mainstreams und lasst uns gemeinsam die Vielfalt der Musik in Deutschland fördern."

Eine Entwicklung, die sowohl bei den öffentlich-rechtlichen als auch bei den privaten Sendern zu beobachten ist, ist der Rückgang deutschsprachiger Musik. Von knapp 16 Prozent im Jahr 2013 sank der Anteil des deutschen Repertoires im ÖRR auf 10,3 Prozent im Jahr 2024. Bei den Privaten lag der Anteil vor zwölf Jahren noch bei gut zehn Prozent, heute sind es nur noch 3,2 Prozent. Wenig überraschend war der Anteil deutscher Titel vor allem bei Schlagersendern wie BR Schlager, Radio Paloma oder Radio Schlagerparadies sehr hoch.

"Die Ergebnisse des GEMA Radio-Reports sind keine gute Nachricht für die Musikschaffenden in Deutschland", bilanziert GEMA-Aufsichtsrat [Ralf Wiegand](/person/dr-ralf-weigand). "Eine lebendige Musikkultur braucht Vielfalt, innovative Musik und muss Startrampen für Nachwuchskünstler bereitstellen. Gerade die kleinen Artists brauchen Programme, in denen auch lokale Musik abseits des internationalen Mainstreams gespielt wird – genauso wie die Sender umgekehrt von einer bunten Musikkultur vor Ort profitieren. Gerade in Zeiten, in denen öffentlich-rechtliche Kulturwellen eingespart werden, appellieren wir daher an die Programmverantwortlichen: Vergesst unsere Sprache und die Musik abseits des Mainstreams nicht!"

Musikredaktionelle Inhalte lagen schwankend bei allen Sendern zusammen über die Jahre stets bei 1,8 bis 2,9 Prozent. Die Top-Sender dieser Kategorie lagen bei nur knapp fünf Prozent, darunter radioeins, radio3 und von den Privaten Radio Bob! und ByteFM. 

Stephanie Scharmann, Abteilungsleiterin Verteilung Sendung/Online bei der GEMA, erklärte: "Das Radio ist nach wie vor das Musik-Medium schlechthin, um Musik zu hören und neue Musik zu entdecken. Unsere Mitglieder, die Urheberinnen und Urheber der Songs, profitieren insbesondere von Radioprogrammen mit einer großen kulturellen Bandbreite, die wir anhand der GEMA Kulturfaktoren ermitteln und fördern. Die Ergebnisse dieser Radioanalyse sind nicht nur verteilungsrelevant, sondern geben auch einen einzigartigen Überblick über die deutsche Radiolandschaft. Daher haben wir sie jetzt erstmalig veröffentlicht."

Im Bereich Nischenrepertoire, darunter fallen unter anderem Jazz, Klassik, traditionelle Volksmusik oder Chormusik, liegen die öffentlich-rechtlichen Sender wenig überraschend vor den Privaten. Mitte der 2010er-Jahre machte der prozentuale Anteil einen Satz von rund 20 auf gut 35 Prozent, nahm danach aber sukzessive bis auf aktuell 28,2 Prozent ab. Bei den Privatsendern steigerte man sich von unter einem Prozent zu Anfang der Auswertung auf 4,3 und zwischenzeitlich sogar 5,2 Prozent an sogenanntem Nischenrepertoire.

GEMA-Auswertung: Immer weniger deutsche Musik im Radio