MusikWoche

Recorded & Publishing

Die neue Ausgabe des jährlich erscheinenden Reports "Musikindustrie in Zahlen" des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) mit den zentralen Marktdaten 2024 [ist jetzt online](https://www.musikindustrie.de/wie-musik-zur-karriere-werden-kann/markt-bestseller/musikindustrie-in-zahlen-2024). 

Neben den Details zu Um- und Absatz, [die MusikWoche bereits am 20. Februar gemeldet hat](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/musikindustrie-will-positiven-trend-von-2024-auch-2025-bestaetigen-ffb42f9a28341fcf91dafe7fc007235c), liefert der Bericht jedes Jahr auch Daten zu Musiknutzung, Musikhandel, Repertoire und Charts, zu den Profilen von Musikkäuferinnen und -käufern in Deutschland sowie zur Entwicklung des Musikmarktes weltweit.

Im Vorwort des Jahrbuchs geht [Florian Drücke](/person/dr-florian-druecke), Vorstandsvorsitzender [BVMI](/company/bundesverband-musikindustrie-bvmi), auch auf die im ausgehandelten Koalitionsvertrag berührte Frage der politischen Verankerung der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) ein. Diese Branche sei ein nachweislich relevanter Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber, wie Drücke betont: "2023 waren in Deutschland fast zwei Millionen Erwerbstätige in der KKW tätig, rund vier Prozent der Erwerbstätigen der deutschen Gesamtwirtschaft. Zusammen erzielten sie einen Umsatz von 204,6 Milliarden Euro, was 2,2 Prozent des Umsatzvolumens der deutschen Wirtschaft entspricht und einem Plus von mehr als fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr."

Die Kultur- und Kreativwirtschaft stehe neben den von ihr geschaffenen künstlerischen und kreativen Inhalten und Produkten für modernes partnerschaftliches Arbeiten, für Innovation und für ein profundes Know-how mit Blick auf Digitalität und die zentralen Fragen hinsichtlich der Weichenstellungen bei der gesellschaftlichen Adaption von künstlicher Intelligenz und ihrer Integration in Arbeitsprozesse, weiß der BVMI-Vorstandsvorsitzende. 

"Es gibt insofern ausreichend Gründe für die Politik, gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten wie diesen, den direkten Austausch mit dieser Branche auf ganz verschiedenen Ebenen zu befördern. Nicht zuletzt auch, weil absehbar ist, dass die künftige Regierungskoalition trotz hoher Neuverschuldung sparen muss. Die multiplen Krisen und die Ungewissheiten, zu denen sie führen, bergen tatsächlich immerhin die Chance, das Band zwischen Kreativen und ihren unternehmerischen Partnern weiter und neu zu festigen, um durch diese Partnerschaften gemeinsam unternehmerisch Lücken zu schließen, die fehlende öffentliche Mittel an manchen Stellen hinterlassen", so Drücke weiter.

Konkret verweist Drücke darauf, dass nicht mehr viel fehle und man habe das Niveau von vor dem großen Markteinbruch Anfang der Nullerjahre wieder erreicht. Insgesamt 2,38 Milliarden Euro hat die Musikindustrie in Deutschland 2024 mit den Verkäufen von CDs, Vinyl-LPs und Downloads sowie den Erlösen aus dem Streaminggeschäft umgesetzt, ein Plus von 7,8 Prozent gegenüber 2023 und ein noch deutlicherer Sprung als im Vorjahr, als dieser Zuwachs 6,3 Prozent betrug. 

Gemeinsame Treiber der Dynamik, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau bleiben Audio-Streaming (plus 12,6 Prozent) und Vinyl (plus 9,4 Prozent). Demgegenüber ist die CD weiter rückläufig (minus 16,8 Prozent). "Nominal sind wir also bald wieder auf dem Wert von vor dem (maßgeblich durch die illegale Verbreitung von Musik verursachten) Markteinbruch, aber eben nicht inflationsbereinigt. Während alles andere zum Teil stark im Preis gestiegen ist, sind die Preise für Musik nahezu unverändert geblieben", warnt Drücke. 

Erst vor gut zwei Jahren seien die Streaming-Tarife erstmals und nur leicht erhöht worden. "Noch wird der hohe Wert nicht genug gehoben, den Musik hat: künstlerisch-kreativ, aber auch als ein Kultur-Produkt, an dessen Entstehung und Veröffentlichung am Ende viele qualifizierte Menschen ihren Anteil haben, sowie für die meisten von uns ganz persönlich und nicht zuletzt gesellschaftlich", streicht Drücke heraus. 

"Das zu ändern, muss das gemeinsame Ziel sein, das wir als Branche, aber auch die politischen Entscheider nicht aus dem Blick verlieren sollten – gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Nutzung generativer KI und die damit neu entfachte Urheberrechtsdebatte, in der Jack Dorsey und Elon Musk jüngst forderten, 'all IP law' abzuschaffen. Das erinnert an alte Piraten-Rhetorik und ist hochgradig unverfroren", moniert der BVMI-Chef. "Für uns wie für andere Teilbranchen der Kreativwirtschaft wären die Auswirkungen verheerend." 

In diese Stimmung hinein meldete jüngst Deezer, dass täglich inzwischen  20.000 KI-generierte Songs auf der Plattform hochgeladen würden  – "eine Verdoppelung innerhalb von drei Monaten, Verlangsamung nicht in Sicht", analysiert Drücke. "Umso wichtiger sind die Verfahren, die die RIAA, unser US-amerikanischer Schwesterverband, gegen die KI-Startups Suno und Udio in den USA führt, beziehungsweise die Verfahren der GEMA gegen Chat GPT und ebenfalls Suno in Deutschland. Vor diesem Hintergrund gilt es einmal mehr, europäisch zusammenzustehen und für gemeinsame Werte einzutreten." 

Der EU AI Act habe 2024 unter anderem versprochen, geistiges Eigentum vor der ungehemmten Verwendung für das Training von KI-Modellen zu schützen, erinnert Drücke. "Dies gilt es, in einem nicht gerade spannungsarmen transatlantischen Verhältnis umzusetzen und aufrechzuerhalten. Die belastbare Ausgestaltung des 'General-Purpose AI Code of Practice', eines Praxisleitfadens für die Anbieter von General Purpose AI (zum Beispiel für die Einhaltung des Urheberrechts), wäre hierfür ein dringend notwendiger erster Schritt." 

Drücke schließt das Editorial mit der Aufforderung: "Lassen Sie uns auch weiterhin gemeinsam für gute Rahmenbedingungen im digitalen Lizenzgeschäft als Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg unserer Branche eintreten!" 



BVMI-Jahrbuch "Musikindustrie in Zahlen 2024" veröffentlicht