MusikWoche

Live

"Ziel der Auszeichnung ist es, kleine und mittlere Livemusikclubs aus allen Bereichen der Popularmusik und des Jazz zu stärken", teilt die Initiative Musik mit, die seit 2013 von Anfang an federführend bei der Umsetzung des jährlich vergebenen Spielstättenprogrammpreis ist. 

Die Veranstaltung, bei der das Ampere und die Muffathalle bespielt wurden, begann bereits um 17 Uhr mit einem zwanglosen Get-together im Ampere, bevor es dann in die direkt mit dem Ampere verbundene Muffathalle ging, wo die eigentliche Preisverleihung um 19:30 Uhr mit einer Begrüßung durch die engagierte Moderatorin Gesine Kühne begann. Sie bat als erste Katja Lucker, Geschäftsführerin Initiative Musik, auf die Bühne, die die Anwesenden in den komplett gefüllten Stuhlreihen begrüßte. 

![Vor der Preisverleihung im Ampere (von links): Felix Grädler (Halle02/Bundesstiftung Livekultur), Bernd Strieder (VPBy), Rechtsanwalt Wolf-D. Schoepe und Christian Ordon (LiveKomm). Foto: MusikWoche](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/b3a6fe2e-05e7-418b-b246-01c9c0a7722a.jpg)

"Wir glauben an die Macht von Preisen. Der Applaus ist eine Ehrung für eine großartige Szene. Mehr geht nicht", so Lucker. Sie berichtete zudem, dass es mit 477 Bewerbungen für einen der Preise einen neuen Einreichungsrekord gegeben habe. Besonders am Herzen liege ihr die Newcomer-Förderung, die Clubs leisten. "Alle haben mal klein angefangen, aber dafür braucht man die richtigen Orte und Geld für die Nachwuchsarbeit.

Katja Lucker gab das Mikrophon dann weiter an den Münchner Kulturreferenten, Marek Wiechers, der die hohe Bedeutung der Clubs und der Liveprogramme für die Kunst und Kultur in München hervorhob. "Der Applaus erhöht die Sichtbarkeit von Orten, aber es geht auch um ganz praktische Probleme wie die noch nie dagewesenen Kosten."

![Begrüßten die Gäste (von links): Jury-Vorsitzende Nadin Deventer, Katja Lucker (Initiative Musik) und Moderatorin Gesine Kühne. Foto: MusikWoche](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/71892719-63c4-470b-b3f6-a3e7ca320978.jpg)

Danach erhob Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst., das Wort. Der gebürtige Münchner sprach davon, dass es in der bayerischen Clubszene "richtig  coole, geile Sachen" gäbe. "Bayern wäre ärmer ohne diese Clubkultur - und kein anderes Bundesland gibt so viel Geld dafür aus wie Bayern." Gerade in Zeiten von KI und Digitalisierung böten Clubs noch leibhaftige Erlebnisse. Deswegen solle man Livemusik nicht nur feiern, sondern auch ihr helfen. Rock, Pop, Jazz und Techno gehören zur Kunst- und Kulturerfahrung genauso wie Theater und Opernhäuser". Gerade nach den bitteren Erfahrungen der Corona-Zeit sei es wichtig, dass Clubs weiterbestehen können. "Wir werden Sie weiter unterstützen. Halten Sie durch!", wandte sich Blume direkt an die Clubs.

Nach Blume hielt der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer eine knapp vierminütige Rede. "Ich komme eigentlich nur mit einem einzigen Begriff, das ist Danke, weil dieser Abend ja dazu dient, Geld zu verteilen, aber er dient vor allem der Wertschätzung." Denn der Applaus bedeute, dass die Bundesregierung, dass  das Land, die Gesellschaft, das anerkenne, was die Clubs tun. 

"Sie sind zu großen Teilen ja Unternehmer und wenn Sie nicht selbstständige Unternehmer sind, dann sind sie Unternehmer im dem Sinne, dass Sie etwas machen, wo andere eben weniger oder nichts machen. Und das Unternehmertum im kulturellen Raum ist etwas ganz Besonderes, denn häufig tun sie das, was sie machen, nicht unbedingt, weil sie das große Geld verdienen wollen - machmal geht es bis zur Selbstausbeutung, häufig ist das mit Risiko verbunden", betonte Weimer.

"Aber Sie tun es dennoch, und Sie leisten damit etwas Großartiges und das soll gesehen werden, das soll gewertschätzt werden, denn sie tun auch etwas Heiliges. Ich nehme diesen alten Begriff, weil ich gerade aus Leipzig vom Grab von Johann Sebastian Bach komme, wo zwei neu entdeckte Orgelkonzerte von ihm vorgestellt worden. Und hier in München ist im Grunde genommen die gleiche Heiligkeit der Musik im Raum, die bei Ihnen auch in den Räumen ist. Sie machen der Heiligkeit der Musik und des Erlebens große Türen auf. Und deswegen ist das, was sie tun, mal abgesehen davon, dass sie vielleicht Geld verdienen oder Freude daran haben, ein echter tiefer Dienst an uns allen", so der Kulturstaatsminister weiter.

Weimer führte aus, dass man sich freuen könne, "dass wir in Deutschland nicht nur diese Hochkultur haben, diese besten Orchester der Welt, wir haben das reichste Musikleben auf der ganzen Welt, von der Amateurmusik bis zu den großen Orchestern, von den Opernhäusern, aber eben auch bis zu den Clubs, 2000 Clubs mit 200.000 Veranstaltungen im Jahr - Wahnsinn."

In einem vorab verbreiteten Statement hatte Weimer zudem noch formuliert: " "Auch deshalb sind wir eine Kulturnation: Wegen des beeindruckenden Reichtums kultureller Institutionen in der Fläche und der breiten Palette regionaler Exzellenz. Die zentrale Aufgabe von Kulturpolitik ist es daher, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Clubs auch in Zukunft ihre Türen öffnen können: durch die ständige Weiterentwicklung passgenauer Clubförderprogramme sowie durch Verbesserungen beim Bau- und Immissionsschutzrecht. Wir werden alles dafür tun, Clubs auch weiterhin tatkräftig zu unterstützen." Vor Ort brachte er es auf die Formel: "Die Bundesregierung steht hinter Euch!"

Danach begannen die Preisverleihungen. In der Kategorie "Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen" ging der Preis an die VillaWuller in Trier, die Laudatio hielt DJ Esther Dune. Den Preis für Inklusion holte sich der Berliner Club SO36 ab, während Das Objekt Klein a aus Dresden in der Kategorie "Beste Livemusikspielstätten" das Rennen machte, angepriesen von einer längeren Laudatio von Ruede Hagelstein. 

In punkto "Awareness" entschied sich die 18-köpfige Fachjury für das Mahagoni Kollektiv aus Konstanz, bei "Nachhaltigkeit" wurde das KFZ in Marburg ausgezeichnet. Das "Beste Livemusikprogramm" macht das Dortmunder Domizil, gewürdigt von der Saxophonistin Angelika Niescier.

Für Livemusik beim diesjährigen Applaus sorgten drei Acts: Vandalisbin aus München, die Sängerin Enji und die Band Grenzkontrolle aus Köln. Nach der zweistündigen Preisverleihung ging es zurück ins Ampere, wo noch lange weitergefeiert und genetztwerkt wurde.

Zwölfter Applaus in München vergeben