MusikWoche

Live

**Sie haben bereits Erfahrung als Veranstalter und Labelbetreiber. Was führte dann zur Gründung eines eigenen Ticketingangebots?**

Ganz einfach: Der Markt war veraltet. Die Gründung von stagedates war fast schon eine logische Konsequenz aus meiner eigenen Erfahrung in der Veranstaltungsbranche. Schnell wurde mir eins klar: Technisch war im Bereich des Ticketings noch viel Luft nach oben. Und die Gebühren? Viel zu hoch für das, was geboten wurde. Da war sofort der Gedanke: "Das muss doch besser gehen." Das war die Initialzündung für die Idee, eine eigene Software für ein Ticketing zu entwickeln.

**Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Volker May, wie sieht die Arbeitsteilung mit ihm aus?**

Nachdem ich das FZW als Veranstalter gemietet hatte, sind Volker und ich ins Gespräch gekommen. Als ich Volker May meine Idee präsentierte, stellte sich heraus, dass er an einem ähnlichen Minimum Viable Product (MVP) arbeitete. Da wir beide das gleiche Ziel verfolgten - das digitale Ticketing grundlegend zu verbessern -, haben wir unsere Kräfte gebündelt. So wurde aus der Idee stagedates und wir beide nutzen unsere Kontakte, um die Platform mit Leben zu füllen.

**Wie groß ist derzeit das Team von stagedates/ecostag, ist eine weitere Expansion geplant, auch in andere Märkte?**

Wir sind mittlerweile über 30 Leute stark und wachsen kontinuierlich weiter. Besonders im Bereich CRM und Sales suchen wir Verstärkung. Aber bei uns geht es nicht nur darum, Menschen einzustellen - wir suchen Leute, die unsere Vision teilen und das Ticketing-Game genauso verändern wollen wie wir. Wachstum ja, aber mit dem richtigen Spirit!

**Was macht Ihr Ticketingangebot einzigartig, welche Rolle spielt KI dabei?**

Wir haben die Bedürfnisse der wichtigsten Stakeholder, die an einem Event beteiligt sind, analysiert. Unser Fokus richtet sich auf die Veranstalter, Künstler, Venues und die Ticketkäufer, die wir in den Mittelpunkt gestellt haben. ¬DSGVO konformes Daten sharing und Zugang zu Statistiken gehören bei uns zum Standard. Unser Ticketing ist nicht nur State Of The Art - es setzt neue Maßstäbe. Wir nutzen KI, um das Marketing und die Eventkontrolle auf ein neues Level zu heben. Mit Future Demand, unserem strategischen Partner, haben wir ein System geschaffen, das nicht nur Daten analysiert, sondern sie intelligent nutzt: Wir sprechen genau die richtigen Fans zur richtigen Zeit an und optimieren die Planung bis ins kleinste Detail. Unser Ziel? Das beste, effizienteste Ticketingerlebnis für Veranstalter und Fans - ohne Kompromisse.

![Arbeitet in Dortmund: das stagedates-Team mit (hinten, von links): Dennis Bücker, Leon Koth, Patrick Müller, Kai Neteler, Bastian Schmalbach, Robert Schreiner, Arthur Baumgardt und Clarisse Guiadem Ntendja sowie (mittlere Reihe) Elbay Malikmammadov, Noutcha Noukoue Desmond Louic, Jessica Vielreicher, Samira Cadera, Gizem Cavas, Anni Heller, Antonia Deutsch und Annasthasia Reichert sowie (vorn) Thomas Klassen, Björn Grundmann, Annika Fuhge, Sabrina Höhn, Md Rashidul Hasan und Johanna Balz. Foto: stagedates](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/52ba7f78-8666-4a0f-a07b-e4208d6d28da.jpg)

**Der Ticketingmarkt ist hart umkämpft, von international agierenden Konzernen bis hin zu Nischenanbietern. Wo sehen Sie Ihr Potenzial in diesem kompetitiven Umfeld?**

Unser Potenzial liegt genau da, wo andere den Anschluss verpasst haben: in der gesamten Live-Entertainment-, Party- und Sportbranche. Der Großteil des Marktes setzt immer noch auf veraltete Technologien, schlechteren Service und absurde Gebührenstrukturen. Das sorgt für Frust auf allen Seiten - Veranstaltern, Fans, Künstlern und Ticketkäufern. Wir setzen genau hier an: mit modernster Technik, transparenten Preisen und einem Fokus auf dem, was wirklich zählt - das Erlebnis. Wir geben Veranstaltern die Tools, um besser und fairer zu arbeiten, und schaffen gleichzeitig eine Plattform, die die Bedürfnisse aller Beteiligter respektiert. Wir machen Ticketing smarter und zugänglicher für alle.

 

**Sie werben mit "fairem, flexiblem und transparentem Ticketing". Was verstehen Sie darunter?**

Für uns bedeutet das: echte Klarheit. Keine versteckten Kosten, keine Überraschungen - sowohl Ticketkäufer als auch Veranstalter wissen bei uns zu jeder Zeit genau, welche Gebühren anfallen. Wir setzen auf 100 Prozent Transparenz. Jeder sieht sofort, wofür er zahlt und wofür nicht. Das ist der Kern unserer Philosophie: fair, offen und absolut nachvollziehbar.

**Sie kritisieren, dass die Ticketbranche "intransparent, monopolistisch und unfair" sei. Woran machen Sie das fest?**

Die Ticketing-Branche hat sich zu einem intransparenten System entwickelt, in dem der Kunde kaum Durchblick hat. Du siehst nur den Endpreis, aber was dahinter steckt - versteckte Gebühren, die du nicht bemerkst - bleibt undurchsichtig. Es geht dabei nicht nur um das Ticket selbst: Die großen Player verdienen noch an allen möglichen anderen Bereichen beim Event kräftig mit. In den USA hat das sogar das Kartellamt auf den Plan gerufen. Dieses Modell ist für alle Beteilgte gleichermaßen unfair.

**Sie wollen mit Ticketinggebühren von maximal 75 Cent und vier ¬Prozent Transaktionsgebühr pro Ticket arbeiten. Wie würden Sie in dem Zusammenhang das ¬eigene Geschäftsmodell beschreiben?**

Unser Geschäftsmodell ist simpel und zukunftsorientiert: Ticketing als smartes Software-Produkt neu denken. Warum sollten Ticketverkäufer eine prozentuale Vorverkaufsgebühr zahlen, wenn der Aufwand für den Ticketanbieter gleich bleibt, egal ob das Ticket 15 oder 100 Euro kostet? Wir setzen auf transparente und faire Preise, die wirklich Sinn ergeben - maximal 75 Cent netto und vier Prozent netto pro Ticket, ganz ohne versteckte Kosten.

**Ihr Motto lautet "Ticketing für alle". Was bedeutet das in der Praxis, inwiefern ist das auch ein Beitrag, dass Kulturangebote erschwinglich bleiben sollen?**

Viele kleine Veranstalter - egal ob im Bereich Party, Sport oder Kultur - stehen vor dem Problem, dass sie sich Ticketingplattformen schlichtweg nicht leisten können. Die großen Player dominieren den Markt und treiben die Preise in die Höhe. Wir bei stagedates glauben fest daran, dass Kultur für alle zugänglich sein muss. Es darf nicht sein, dass Familien sich entscheiden müssen, ob sie ein Konzert besuchen oder in den Urlaub fahren. Mit fairen und transparenten Gebühren machen wir Ticketing wieder ein Stück bezahlbar - für Veranstalter wie auch für die Fans. So bleibt Kultur erlebbar, ohne dass sie zum Luxusgut wird.

**Welche Kunden konnten Sie bislang gewinnen, gab es bereits besonders erfolgreiche Projekte?**

Ende September schließen wir unsere Beta-Phase ab - und die bisherigen Ergebnisse können sich sehen lassen. Zu unseren größten Erfolgen zählt das Docklands Festival, das mit unserer Plattform eine reibungslose Ticketabwicklung erlebte. Ebenso konnten wir "We Are Together" an Bord holen, den größten elektronischen Musikveranstalter Frankfurts. Beide Projekte haben gezeigt, wie stagedates den Ticketverkauf auf ein neues Level hebt - mit hoher Effizienz, fairen Preisen und einem nahtlosen Nutzererlebnis.

**Wohin soll die Reise mit Stagedates gehen - in den nächsten Monaten sowie mittel- und langfristig?**

In den nächsten Monaten setzen wir alles auf einen erfolgreichen und reibungslosen Launch, mit starkem Fokus auf der DACH-Region. Gleichzeitig treiben wir fortschrittliche technologische Entwicklungen voran, die Veranstaltern neue Möglichkeiten bieten und ihnen einen echten Vorsprung verschaffen. Mittelfristig ist unser Ziel klar: Wir wollen uns als unangefochtener Technologieführer in der gesamten Kultur- und Eventbranche etablieren. Nicht nur durch Innovationen, sondern auch durch außergewöhnlichen Service und Kundennähe.Und unser großes, langfristiges Ziel? Das White-Label-Ticketing komplett neu definieren. Wir streben danach, das (nicht nur) technologisch beste Produkt auf den Markt zu bringen und die Branche nachhaltig zu verändern.

*zur Person: Patrick Müller*

*Patrick Müller wurde am 29. Dezember 1997 in Troisdorf geboren und wuchs in Norwegen auf. Noch während seines Studiums der Energiewirtschaft gründete er im Alter von 24 Jahren seine erste Firma: The Church Club Records GmbH - eine Kombination aus Musiklabel, Booking-Agentur, Artist Management und lokalen Veranstaltungen. Damit feierte Müller erste Erfolge, vor allem im Dance- und Elektroniksegment. 2022 erweiterte er sein Portfolio mit der Gründung der Marke Pump Germany, die 2023 zur Pump Germany GmbH wurde und sich auf elektronische Musik sowie sogenannte Off-Location-Events spezialisiert hat. Im selben Jahr gründete er zusammen mit vier Partnern aus der Live- und Entertainment-Branche die Ecostag GmbH mit Fokus auf Ticketing. Ecostag wiederum ist eine Tochterfirma der Ticket AG mit Sitz in Vaduz, der Hauptstadt von Liechtenstein. Seit 2023 ist eine Open Beta Version von stagedates auf dem Markt, die laut eigenen Angaben bereits über 100.000 Tickets verkauft hat und über eine auffällige PR-Kampagne 2023 für Aufmerksamkeit in der Branche wie auch beim Publikum sorgte. Mit stagedates verfolgen Patrick Müller und sein Team die Vision, "Ticketing und Events fair, transparent und für alle zugänglich zu machen", heißt es aus Dortmund. Man wolle eine faire Alternative zu großen Anbietern offerieren. Dazu gehöre eine "klare und nachvollziehbare Gebührenstruktur", wie Müller betont. Der junge Unternehmer hat die Marke stagedates bereits auf verschiedenen nationalen und internationalen Branchenevents präsentiert, darunter EFC und Eurosonic Norderslag. Auch beim Reeperbahn Festiva wolle die neue Ticketingmarke überraschende Aktionen präsentieren, die man nicht übersehen werde, so Müller im Gespräch mit MusikWoche.*

![Steigt nun auch ins Ticketinggeschäft ein: Volker May. Foto: ecostag](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/fd77c887-6bc0-4666-9116-ad217a3bd98d.jpg)

*zur Person: Volker May*

*Der am 4. Juli 1956 in Essen geborene Volker May ist seit über 40 Jahren in der Musikindustrie tätig. Bereits während seiner Schulzeit veranstaltete er 1972 sein erstes Konzert. Mitte der 80er arbeitete er als freier Journalist, hat bereits 1982 den Energie Musikverlag und kurz danach die Energie Konzertagentur mitgegründet. 1994 gründete er ein Joint Venture in Polen, zwei Jahre später wurde er Geschäftsführer des Kölner Radiosenders Evosonic. May zählte zu den Gründungsmitgliedern des Music Managers Forum Germany und stieg dort zum Vice President Europe auf, 2015 wurde er zum Verbandspräsidenten gewählt. Er leitet in Dortmund die Spiestätte FZW, wo er auch Patrick Müller kennenlernte, mit dem er 2021 ecostag ins Leben rief.*


**Hintergrund: Wie stagedates das White-Label-Ticketing neu gestalten will**

Der Ansatz von stagedates sieht vor, dass Veranstaltungen detailierte Daten für "fundierte Entscheidungen und maximale Event-Performance" erhalten. Dank einer Kooperation mit dem Unternehmen Future Demand sollen "maßgeschneiderte, interessenbasierte Marketing-Features" den Reichweitenausbau der Fanbase unterstützen. Zudem bietet das Unternehmen weitere Funktionen. So soll es eine Payoutfunktion Veranstaltern ermöglichen, bis zu 100 Prozent der Ticketeinnahmen bereits im Voraus auszuzahlen. Die Einnahmen werden nach dem Event innerhalb von drei Werktagen automatisch abgerechnet. Und mit der Gästelistenfunktion können Promoter ihre Gäste einfach verwalten, spezielle Tickets zuweisen und sicherstellen, dass die Personen auf der Liste Zugang zu ihrem Event haben. Unter der "I-Frame-Lösung" versteht stagedates die Möglichkeit, das Ticketingsystem nahtlos in die eigene Marke des Kunden zu integrieren. "Das bedeutet, dass das Ticketing und die gesamte User Experience unter dem Branding des Promoters laufen, ohne dass die Endnutzer:innen stagedates als Drittanbieter wahrnehmen." Ein wichtiger Punkt sei auch KI-Marketing: Durch den Einsatz von KI-basierten Tools unterstützt stagedates Veranstaltungsunternehmen bei der Optimierung ihrer Marketingmaßnahmen. Dies umfasst Prognosen zur Ticketnachfrage, zielgerichtete und Interessenbasierte Kampagnen und detaillierte Analysen.Beim Ticketvertrieb setzt stagedates auf einen "einfachen und transparenten Ticketvertrieb mit niedrigen Gebühren. Veranstalter behalten die Kontrolle über ihre Daten und können den Ticketverkauf flexibel steuern", heißt es aus Dortmund. Eine "Backstage App" will Veranstaltungsagenturen und ihren Teams eine zentrale Plattform für die Eventverwaltung bieten, die die Kommunikation und Koordination hinter den Kulissen erleichtern soll. Einen hohen Stellenwert nimmt bei dem Unternehmen, das seinen Sitz am Phoenixsee in Dortmund hat, auch die Kommunikation: Mit dem integrierten Kommunikationskanal von stagedates können Promoter direkt mit ihren Besucher:innen in Kontakt treten, um wichtige Informationen auszutauschen und die Bindung zu stärken. Die Einlasskontrolle erfolgt digital über die stagedates-Scanner-App oder den stagedates Laser Scanner, was lange Wartezeiten reduzieren und einen reibungslosen Check-In-Prozess garantieren soll. Wie Patrick Müller auch im MusikWoche-Interview erläutert, setzt stagedates stark auf eine transparente Preisgestaltung und Kosteneffizienz sowie auf niedrige und transparente Gebühren. "Anders als bei vielen anderen Anbietern zahlen Promoter hier nur eine fixe Vorverkaufsgebühr von maximal 75 Cent und vier Prozent Transaktionsgebühr pro Ticket, jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer. Müller spricht in dem Zusammenhang auch von "intuitiven und benutzerfreundlichen Tools". Die Plattform biete eine einfache Eventerstellung per Smartphone oder Computer. "Mit stagedates wird die Eventplanung zum Kinderspiel, egal ob für kleine oder große Veranstaltungen." Auch wolle man mit Berichten und Prognosen helfen, dass Veranstaltungsagenturen die richtige Entscheidungen treffen. "Datenschutzkonforme Datenpakete bieten wertvolle Einblicke in das Verhalten der Kunden und unterstützen eine optimierte Eventplanung." stagedates unterstütze darüber hinaus Veranstalter mit modernsten Marketingtools des Kooperationspartners Future Demand, "um Zielgruppen auf Basis DSGVO-konformer Taste Cluster punktgenau zu erreichen und die Reichweite zu maximieren. Durch gezielte Werbung können mehr Tickets verkauft und eine loyale Community aufgebaut werden." In Dortmud lege man großen Wert auf Kundenservice und technische Zuverlässigkeit, die Plattform gewährleiste eine reibungslose Eventdurchführung und steht den Veranstaltern bei jedem Schritt zur Seite, verspricht stagedates. "Die direkte Kommunikation mit den Fans über die Plattform erlaubt die Etablierung einer engagierten und treuen Fanbase." Dazu gehöre auch, dass Veranstalter ihre Event- und Ticketingstrategien in Echtzeit anpassen und auf Änderungen und Herausforderungen schnell reagieren könnten. "Die flexiblen Verträge ermöglichen die Nutzung der Dienste ohne langfristige Verpflichtungen", unterstreicht stagedates.

 

 

Patrick Müller von stagedates über Ticketing: "Das muss besser gehen"