MusikWoche

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**Nach welchen Kriterien hat Amazon Music die Festivals, darunter Dreamville, Stagecoach, Primavera und Wireless, dieses Jahr für eine Kooperation ausgewählt?**

Das ganze Thema Festival-Livestreams hat in den USA vor zwei, drei Jahren angefangen. Unser globales Team hat im ersten Schritt danach geschaut, welche Festivals eine breite Fangemeinschaft ansprechen und eine große Reichweite haben. 2023 haben wir damit begonnen, die Reichweite unseres Festival-Livestream-Programms international zu erweitern, mit Shows wie Primavera oder Aktivierungen auf dem Wireless Festival. Wir haben beobachtet, wie gut unser Angebot angenommen wird und wie viele Fans sich den Livestream angesehen haben. Letzteres ist für uns besonders wichtig. Wir schauen dabei nicht nur auf die regionalen Fans, da diese Festivals eine globale Fanbase besitzen. Im Grunde geht es uns darum, wie man möglichst vielen Fans die Möglichkeit geben kann, sich mit ihren Künstlern:innen zu connecten und andersherum.

**Wie sind die Zuständigkeiten bei Amazon Music in diesem Bereich aufgeteilt?**

Ich habe das Thema seit 2020 mit aufgebaut. Dann kam Corona und wir haben überlegt, was wir für die Künstler:innen und Fans machen können. Angefangen haben wir mit Wohnzimmerkonzerten. In der Zwischenzeit hat sich da natürlich sehr viel getan. Wir haben dafür eine eigene Unit aufgebaut: Global Content Operations. Diese kümmert sich schwerpunktmäßig um das ganze Thema Livestreaming. Mit den Kolleg:innen arbeiten wir tagtäglich zusammen und es gibt inzwischen auch in Deutschland einen Verantwortlichen, der sich mit uns zusammen Gedanken macht, was sinnvoll umzusetzen ist. Wir haben das Thema Livestreaming in den letzten vier Jahren groß aufgebaut und unterstützen es jetzt mit einem dedizierten Team.

**Das hört sich aber jetzt ganz danach an, dass Amazon vorhat, diesen Bereich weiter auszubauen.**

Genau so ist es. Wir haben klein angefangen und sehen kontinuierliches Wachstum. Wir bauen den Bereich seit Jahren aus und haben schon mehrjährige Partnerschaften in den USA, aber auch in Spanien etabliert. Es wächst stetig und es wird immer weiter optimiert. Wir schauen regelmäßig, wie wir uns in diesem Bereich weiterentwickeln können. Das ist ein Thema, das wir definitiv weiter priorisieren.

> "Wir haben klein angefangen und sehen kontinuierliches Wachstum."

**Die Festival-Livestreams werden dann sowohl bei Amazon Prime Video als auch über Twitch angeboten?**

Distribution hängt von der individuellen Show ab, aber wir sind bei Amazon Music in der glücklichen Situation mit den Kollegen von Twitch und Prime Video ein großes Publikum ansprechen zu können und versuchen das System, das uns zur Verfügung steht, möglichst gut für Künstler:innen und Fans zu nutzen. Bei Twitch erreichen wir eine relativ junge, Gaming-affine Zielgruppe, die auch großes Interesse am Streaming von Musik hat. Auf Twitch haben Fans die Möglichkeit, sich auszutauschen und auch mit Show-Hosts zu interagieren – das ist fantastisch. Es ist schon erstaunlich, wie sich das entwickelt hat. Aber auch die Prime-Video-Kanäle sind natürlich sehr wichtig, um ein globales Publikum zu erreichen.

**Welches Festival hat für Amazon besonders gut funktioniert?**

Das Vive Latino in Mexiko war bei uns das bisher am meisten gestreamte Zweitagesfestival. Wir lernen jedes Jahr wieder ein wenig dazu. Wir streamen ja nicht nur Festivals, sondern auch einzelne Künstler:innen, wie zum Beispiel Kendrick Lamar. Das „The Pop Out“ – Konzert hat Amazon Music Streaming Rekorde gebrochen und war über Prime Video & Twitch gerechnet einer der erfolgreichsten Livestreams bisher bei uns.

**Wie beurteilen Sie insgesamt den Erfolg der Festivalsaison auf Amazon Music?**

Rückblickend hat das alles unseren Erwartungen entsprochen und sie sogar oft übertroffen. Bei den einzelnen Formaten muss man immer testen, was funktioniert besser, was funktioniert schlechter. Die Hauptfestivalsaison in unserer Hemisphäre ist zwar vorbei, aber es geht woanders natürlich weiter. Es gibt auch in Amerika noch Festivals, die erst im vierten Quartal stattfinden.

**Wie arbeiten Twitch und Amazon Music bei den Festival-Streams zusammen?**

Wir hatten erste Gespräche mit Twitch vor gut vier Jahren und seitdem hat sich einiges getan. Twitch hat erkannt, dass Musik neben Gaming auch ein tolles Thema für ihre Zielgruppe ist. Twitch hat inzwischen eigene, musikspezifische Positionen eingeführt, mit welchen wir sehr eng zusammenarbeiten. Das Tolle an Twitch sind die Möglichkeiten der Interaktion. Fans tauschen sich mit Fans bei einem Livestream aus und so etwas Großartiges wollen wir weiter ausbauen.

> "Twitch hat erkannt, dass Musik neben Gaming auch ein tolles Thema für ihre Zielgruppe ist."

**Amazon Music hat kürzlich die ersten City Sessions quer durch Europa angekündigt. Was ist da genau geplant?**

City Sessions als Format existiert ja seit längerem bereits in den USA. Letztes Jahr sind bereits Milky Chance aufgetreten und vor kurzem Kings Of Leon. Eben dieses Format launchen wir jetzt auch in Europa. Am 15. Oktober findet in Manchester der Auftakt mit Bastille statt, gefolgt von RVFV und Soge Culebra in Madrid. Die erste Show in Deutschland launchen wir mit LEA [am 24. Oktober](https://www.musikwoche.de/live/lea-spielt-auftaktkonzert-der-city-sessions-von-amazon-music-a2fdf668f1a4964cd76279f46b362e48) in Berlin und es ist noch eine weitere Show für dieses Jahr in Planung. In Summe sollen es bis Ende des Jahres acht bis neun Shows europaweit werden. Wir überlegen uns bei der Auswahl der Locations vorab bereits, ob der Act eine spezielle Bindung zu einem bestimmten Ort hat. Wir sind da in Deutschland nicht auf Berlin festgelegt. Nach dem diesjährigen Auftakt wird es in 2025 nahtlos weitergehen.

**Nach welchen Kriterien wählt Amazon Music die Künstler:innen für die City Sessions aus?**

Die City Sessions sind ein tolles Thema für alle Künstler:innen, weil es nicht nur ein reines Performance-Format ist, sondern die Möglichkeit bietet, auch etwas über das neue Album oder die Hintergründe zu erzählen. Dieses Format ist vor allem für solche Acts spannend, die eine breitere Zielgruppe ansprechen und die viele Fans haben. LEA ist da ein gutes Beispiel. Sie hat gerade erst ein neues Album herausgebracht. So zwei, drei Wochen nach der Veröffentlichung kann man dann eine Art Greatest-Hits spielen, auf das Album eingehen und spezielle Themen besprechen. Vielleicht auch noch Fanfragen beantworten. Das ist dann dieses besondere Timing, auf das es uns ankommt.

**Wie wird das Format von Seiten der Musikbranche angenommen?**

Bisher sieht es gut aus und wir bleiben weiter gespannt. Mehr wissen wir, wenn die ersten Shows stattgefunden haben. Ziel des Ganzen ist darüber hinaus, dieses Format auch als neuen Promotionkanal für Künstler:innen zu etablieren. Das freut in der Regel auch das dazugehörige Label. Zudem haben Künstler:innen hier noch einmal ein ganz neues Format, um mit vielen Fans direkten Kontakt aufzunehmen.

**Wie profitiert Amazon Music von diesem Angebot? Gibt es spezielle Aktionen, um neue Kund:innen zu gewinnen?**

Für uns steht im Mittelpunkt, wie wir die Fans und die Künstler:innen zusammenbringen können. Das Format ist eine sehr gute Möglichkeit für Amazon Music genau das zu tun. Wir haben als Amazon Music glücklicherweise die Möglichkeiten, eng mit Partnern wie Twitch und Prime Video zusammenzuarbeiten, um solche Formate wie die City Sessions zu etablieren. Auch das Marketing um solche Events herum ist sehr vielschichtig aufgebaut.

**Welche Aktivitäten sind bei Amazon Music sonst noch geplant?**

Neben den Festival-Streams und den City Sessions haben wir mit Amazon Music Live auch noch ein eigenes Format. Das haben wir zuerst in den USA gelauncht und gehen jetzt in die dritte Saison. Jeden Donnerstag nach dem Thursday-Night-Football-Spiel wird dort auf Prime Video ein Konzert gezeigt. Da hatten wir zum Beispiel eine Show mit Ed Sheeran und weiteren namhaften Künstler:innen. Diese Konzerte sind immer an dieses spezielle Sportevent gekoppelt, aber man kann die Shows natürlich auch zeitversetzt auf Prime Video anschauen und es geht jetzt im Oktober wieder damit los. Als zweites Land wird diese Reihe nun auch in Brasilien gestartet.


Roger Menz im Interview: "Wir haben das Thema Livestreaming in den letzten vier Jahren groß aufgebaut"