MusikWoche

Artists

**Berichten Sie, was hinter den Tracks steckt, mit denen Sie sich beworben haben?**

Ich habe mich mit drei Tracks beworben. "Der Wurm" habe ich ursprünglich für eine audiovisuelle Kunstinstallation von Dukhee Lee Jordan komponiert. Für "Atomwaffensperrvertrag feat. Nina Hagen" habe ich eine Rede von Nina Hagen am Brandenburg Tor von ihrem Label erhalten. Der Track ist auf Nina Hagens letzter Platte erschienen. "Who I am _" ist von meinem jüngsten Album. Es geht um die ewige Frage, wer wir wirklich sind hinter allen Kulissen.

**Was war Ihre Motivation, beim F*PP  mitzumachen?**

Mein ehemaliger Bandkollege Robot Koch (we had a band called Jahcoozi once) hat mir eine WhatsApp-Nachricht aus Los Angeles geschickt. Literally "hey sash, need another award on your shelf ? You should apply !" LOL. Was a challenge and joke that made me apply. Thankful to him!

**Was war Ihr bisher spannendstes Projekt/Kollaboration?**

Ich finde Sync-Placements sehr spannend. Apple hat kürzlich 20 Sekunden von meinem Track "Stranger" lizenziert, der auf meinem letzten Album veröffentlicht wurde, um ihren neuen schnellen M2 Chip zu bewerben. Quasi Cutting Edge Technology. Passenderweise habe ich den Track auch auf einem MacBook irgendwann in meinem Berliner Studio in düsterer Winterstimmung 2022 produziert. Quasi ein Full-Circle-Moment. Ich mag, dass man nie weiß, was mit einem Stück passieren kann. Es ist wie Casino spielen, aber mit der Kunst und Musik, die man selbst wirklich machen will. Eine Ehre.

**Wie können Frauen in der Musik künftig sonst noch gefördert werden?**

Ich war immer tech-affin, aber manche Leute sind es einfach weniger. Am besten sollten Musikerinnen mehr Zugang zu Audiotechnologie erhalten. Es normalisiert sich langsam, dass Frauen sich auch damit beschäftigen. Workshops und Community aufbauende Projekte sollten weiterhin gefördert werden. Dabei sollten nicht nur Frauen anderen Frauen etwas beibringen, sondern auch Jungs/Männern Audiotech beibringen, um das ganze runder zu machen.

**Was würden Sie machen, wenn Sie eine Sache im Kosmos des Musikproduzierens ändern dürften?**

Streams müssten mehr Geld für Künstler erwirtschaften. Außerdem gibt es viele Jugendklubs/soziale Zentren mit Studios und Equipment in Berlin, aber ich habe das Gefühl, dass viele davon nicht wissen und nicht jeder kann sich teure Studios leisten. Diese öffentlichen Spaces zum Produzieren müssen noch ­besser in die Musikerlandschaft integriert werden. Und gerne mehr Block Parties fördern – um den Kiez und die Beziehung zu Musikkultur und Integration zu stärken.

**Wie sehen Ihre nächsten Ziele aus?**

Ich bin gerade durch mit dem Komponieren für ein Tanz-/Theaterstück für Kampnagel in Hamburg. In dem Stück geht es um Post-Kolonialismus. Außerdem muss ich jetzt ASAP meine eigene Platte fertig schreiben. Ich bin zu 70 Prozent durch. Weiterhin bin ich im November in New York und bin eingeladen, einen Sound-Workshop und Vortrag an der Yale University zu führen. Eine Ehre, weil ich etwas gaaaaaaanz anderes als Kunst/Musik studiert habe!

**Was würden Sie gerne mal die Musikbranche fragen?**

Wieso kriege ich keine Flat-White-Cappuccino-Quatsch-Flatrate für zehn Euro pro Monat? Wieso wird nur die Musik als Kunstform so verbilligt? Wieso benutzen die Menschen zwischen 25 und 35 Musik, um sich selbst darzustellen, und ab 35 verlieren sie ihr Interesse und widmen danach kaum noch mehr Aufmerksamkeit an Musik? Super tragisch!!!! 

- Künstlername/Name: Perera Elsewhere
- Standort: Berlin
- Kontakt: ­Instagram [@perera_elsewhere](https://www.instagram.com/perera_elsewhere/?hl=de)

MusikWoche stellt vor: Perera Elsewhere, Gewinnerin* des Female* Producer Prize 2024